Lerne meditieren

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Sri Chinmoy beantwortet Fragen zum Thema Meditation.

Frage: Wie kann ich lernen zu meditieren? Ich glaube an Gott, doch es fällt mir sehr schwer zu meditieren.

Sri Chinmoy: Der beste Weg mit dem Meditieren Lernen zu beginnen, ist mit Menschen zusammenzukommen, die seit einiger Zeit meditieren. Diese Menschen sind nicht in der Lage dich zu lehren. Ganz und gar nicht. Aber sie sind in der Lage, dich zu inspirieren. Wenn du einige Freunde hast, die wissen, wie man meditiert, sitze einfach neben ihnen, während sie meditieren. Unbewusst wird dein inneres Wesen in der Lage sein, ein wenig meditative Kraft von ihnen zu erhalten. Du stiehlst nichts von ihnen, aber dein inneres Wesen nimmt, ohne dein äußeres Wissen, ihre Hilfe an.

Wenn du dich der Führung eines spirituellen Meisters anvertrauen willst, wird dich der stille Blick des Meisters lehren zu meditieren. Der Meister muss dir nicht äußerlich erklären, wie man meditiert oder dir eine bestimmte Form der Meditation oder ein Mantra geben. Er wird einfach auf dich meditieren und dich innerlich lehren, wie man meditiert. Deine Seele wird in die Seele des Meisters eintreten, und dir die Nachricht, das Wissen wie man meditiert, von seiner Seele bringen.

Äußerlich habe ich sehr wenigen Schülern eine spezielle Form der Meditation gegeben. Aber ich habe einige hundert Schüler und die meisten von ihnen wissen, wie man meditiert. Wie lernen sie? Wenn ich in den Zentren oder in öffentlichen Versammlungen meditiere, sehen und fühlen sie etwas in mir. Und wer sieht dies genau genommen? Es sind ihre Seelen. Ihre Seelen treten in meine Seele ein und lernen von meiner Seele und dann lehren sie mit dieser Weisheit die Schüler zu meditieren. Alle wahren spirituellen Lehrer lehren ihre Schüler und Verehrer Meditation im Stillen. Wenn ein echter spiritueller Meister meditiert, steigen Friede, Licht und Wonne von Oben herab und treten in den aufrichtigen Sucher ein. Dann lernt er automatisch von innen her zu meditieren.

Wenn du einen Meister hast, ist es einfacher, meditieren zu lernen, weil du zusätzliche Hilfe von der bewussten Fürsorge deines Meister erhältst. Aber wenn du keinem bestimmten Weg folgen möchtest, oder wenn du dich nicht der Führung eines spirituellen Meisters anvertrauen willst, wenn du nur lernen möchtest, wie man ein wenig meditiert, und nicht bis zur Gottverwirklichung voranschreiten möchtest, dann ist es das Beste, mit spirituellen Menschen zusammenzukommen, in die du Vertrauen hast. Unbewusst werden sie dir helfen. Aber dieser Prozess wird dich nicht an dein Ziel bringen. Du wirst lernen zu laufen, aber du wirst nicht in der Lage sein schnell zu gehen. Du wirst nicht in der Lage sein, deinem Ziel schnell, schneller, am schnellsten entgegen zu laufen. Dafür wirst du höhere Unterweisungen, innere und tiefere Unterweisungen eines spirituellen Meisters benötigen.

Aus dem Buch Flame-Waves, part 2, Sri Chinmoy, 1975, Agni Press

 

Frage: Könntest du bitte darlegen, wie sich die Kontemplation von der Meditation unterscheidet?

Sri Chinmoy: Wenn du auf eine bestimmte göttliche Qualität wie Licht, Schönheit, Frieden oder Wonne in formloser Form meditierst, oder wenn du auf abstrakte Weise auf Unendlichkeit, Ewigkeit und Unsterblichkeit meditierst, dann wirst du fortwährend einen D-Zug in dir fahren spüren. Du meditierst auf Frieden, Licht und Wonne, während der D-Zug sich stetig fortbewegt. Abwohl dein gesamter Verstand ruhig, leer und still ist, ohne Gedanken, wirst du dort eine Bewegung auf dein Ziel zu sehen. Dein Verstand ist ruhig und still in der Weite der Unendlichkeit, aber es ist Bewegung da: ein Zug fährt endlos deinem Ziel entgegen. In der Meditation gibt es ein Ziel. Du stellst dir ein Ziel vor, und die Meditation bringt dich dort hin.

In der Kontemplation ist es nicht so. Das gesamte Universum, das Ziel, das entfernteste Ziel ist tief in deinem Innern. Wenn du kontempliert hast, ist deine gesamte Existenz zu einem vollkommenen Gefäß geworden, um all die Göttlichkeit tief in deinem Inneren zu halten. Wenn du kontemplierst, hältst du in dir selbst das gesamte Universum mit all seinem unendlichen Licht, Frieden, seiner Wonne und Wahrheit. Es gibt dann keine Gedanken, keine Form, keine Idee, nichts. Alles ist in der Kontemplation vereint; alles ist eins. In deiner höchsten Kontemplation bist du eins mit dem Absoluten. Aber in deiner höchsten Meditation, gibt es eine dynamische Bewegung. Diese Bewegung ist nicht aggressiv; du schlägst niemanden, ganz und gar nicht. Aber eine dynamische Bewegung findet in deinem wachsamen Bewusstsein statt. Du bist dir völlig bewusst, was in der inneren Welt und in der äußeren Welt vor sich geht, und zugleich bist du davon nicht in Mitleidenschaft gezogen. In der Kontemplation bist du ebenfalls davon nicht in Mitleidenschaft gezogen, doch dort sind du und deine gesamte Existenz ein wesentlicher Bestandteil des Universums geworden, dass du tief in dir hältst. Dies ist der wesentlichste Unterschied zwischen Kontemplation und Meditation.

Aus dem Buch Meditation: God’s Duty and man’s beauty, Sri Chinmoy, 1974, Agni Press

 

Frage: Warum macht Gott unsere Meditationen nicht alle gleich gut?

Sri Chinmoy: Trotz deiner besten Absichten hast du nicht jeden Tag eine gute Meditation. An manchen Tagen stehst du früh am Morgen zur für dich richtigen Zeit auf und meditierst, doch zu einer wirklichen Meditation kommt es nicht. Dann solltest du, anstatt dich selbst zu verfluchen oder deinen Meister zu verfluchen, einfach sagen: “Oh, vielleicht ist es das, was der Supreme möchte. Möglicherweise möchte der Supreme, dass ich diese Erfahrung mache.“ Du musst dies bewusst fühlen. Du versuchst dein Bestes, um gut zu meditieren, aber leider ist deine Meditation überhaupt nicht zufriedenstellend. Also solltest du fühlen: “Ich versuche mein Bestes, nun liegt es an Ihm, mir die beste Meditation oder die schlechteste Meditation zu gewähren.“ Aber behalte bitte in Erinnerung, dass deine eigene Strebsamkeit und dein Wille, regelmäßig und pünktlich zu einer bestimmten Stunde zu meditieren, trotzdem von größter Bedeutung sind.

Du weißt, dass es für den Körper notwendig ist zu essen, aber du kannst nicht jeden Tag das köstlichste Essen zu dir nehmen. Deine Frau mag extrem gut kochen, doch wenn sie dir nicht jeden Tag das köstlichste Essen gibt, was wirst du tun? Solltest du sauer werden? Nein! Zu diesem Zeitpunkt wirst du fühlen, dass sie etwas wichtigeres für dich zu tun hatte als kochen. Ähnlich solltest du fühlen, dass wenn der Höchste dir an einem bestimmten Tag nicht die beste Meditation gegeben hat, er daran denkt auf eine andere Weise etwas sehr großes für dich zu tun. Anstatt sauer auf ihn zu werden, glaube an ihn und fühle, dass es dir eine andere Erfahrung geben wird.

Im Falle deiner Frau, ist ihre gesamtes Dasein in dir. Wenn sie dir nicht das köstlichste Essen geben kann, wird sie etwas anderes tun, um dich zufrieden zu stellen, um dich glücklich zu machen. Im Falle Gottes, wenn Gott dir heute keine gute Meditation gibt, wird Er dir, etwas anderes geben, was ebenso wichtig oder noch wichtiger ist. Eine Person, die wir lieben, hat jegliches Recht uns auf verschiedene Weise zufrieden zu stellen; andernfalls wird uns langweilig. Heute stellt Gott dich durch die Meditation zufrieden, morgen wird er dich durch Widmung zufriedenstellen und übermorgen wird er dich noch auf eine andere Weise zufriedenstellen. Er möchte Sich jeden Tag in dir und durch dich erfüllen. Aber er hat jegliches Recht, Seine Mittel zu ändern, mit denen er dies tut. Wenn du ein festes Menü hast und sagst: „ Diese Mahlzeit ist gut, ich werde sie jeden Tag essen“, wirst du nach einigen Tagen genug davon haben. Ebenso ist es mit der göttlichen Nahrung. Es sollte immer eine Vielfalt geben.

Aus dem Buch Meditation: God’s Blessing-Assurance, Sri Chinmoy, 1974, Agni Press

Bild: FotoHiero / pixelio.de